Der Faun L600 D87 und D67

Der Faun L600 D 87 war seiner Zeit der stärkste Zweiachslastwagen in der 6,5 t Klasse. Mit seinem Deutz 8 Zylinder-Motor leistete er 170 PS. Die Kraft wurde durch ein ZF-Einheitsgetriebe auf die Hinterachse übertragen. 

Auf Sonderwunsch gab es auch einen Schnellgang. Die Hinterachse übertrug ihre Schub- oder Zugbewegung (je nachdem, ob man vorwärts oder rückwärts fährt) über einen Schubkegel auf das Fahrgestell, die Antriebswelle lief im Schubkegel und übertrug die Kraft vom Getriebe auf das Differential der Hinterachse. Die beiden hinteren Federn trugen nur den Rahmen, ohne die Schub- oder Zugkräfte, wie es bei anderen Lastwagen üblich ist, auf den Rahmen zu übertragen. 

Der Rahmen wurde als Niederrahmen ausgelegt. Die hinteren Federn wurden mit Brieden (Federbügel) unter der Hinterachse befestigt, sodass die Hinterachse zwischen Rahmen und Feder saß. Diese Ausführung wurde gewählt, weil der Schubkegel so relativ gerade in den Rahmen hinein ging und die Kräfte besser übertrug.

Die Vorderachse war nicht, wie bei anderen Herstellern üblich, als Faustachse ausgelegt, sondern bei Faun baute man eine sogenannte Gabelachse. Bei der Ausführung saß der Achsschenkel zwischen den beiden Gabeln der Vorderachse. 

Eine weitere Besonderheit bei Faun war die Vorderradnabe, bei der der Achsstummel in der Radnabe saß, und nicht am Achsschenkel. So saß der Achsdeckel, hinter dem sich die Achsmutter befand, innen im Achsschenkel. Der Deutz-Motor stand direkt mit zwei Winkeln hinten am Rädergehäuse des Motors rechts und links auf dem Rahmen. Vorne wurde der Motor durch eine drehbar angebrachte Traverse auch rechts und links auf dem Rahmen gestützt. Drehbar, damit Verwindungen des Rahmens nicht zu Spannungen im Motorblock führten.

Der Deutz-Motor hatte keine Druckumlaufschmierung zu den Kipphebelwellen, sodass diese regelmäßig mit der Ölkanne geschmiert werden mussten. Der Luftpresser hatte eine eigene Schmierung, sodass auch bei diesem regelmäßig der Ölstand geprüft werden musste. Das Getriebe war nicht durch eine Getriebeglocke am Motor angeflanscht. Am Motor befand sich nur eine Kupplungsglocke, durch die eine Welle mit der Ausrückgabel ging und eine Antriebswelle, auf der, gestützt durch ein Lager, am Glockenausgang ein Flansch für eine etwa 200 mm große Hardyscheibe saß, mit der die Kraft zum Getriebe übertragen wurde. Das Getriebe war mit einer Traverse im Rahmen fest eingebaut.

Die Handbremse wirkte über Gestänge vom Handbremshebel im Fahrerhaus auf ein breites Bremsband, welches auf eine Bremstrommel direkt auf die Kardanwelle hinter dem Getriebe wirkte. Ein kleines Gestänge zum Lastzugbremsventil sorgte dafür, dass bei Betätigung der Handbremse auch durch Entlüften der Steuerleitung der Anhänger gebremst wurde. Die Fußbremse am Lkw wirkte auf alle vier Räder. Über ein Gestänge am Pedal wurde das Lastzugbremsventil betätigt, sodass die Zylinder ausfuhren und mit den Bremsinnenbacken das Fahrzeug abgebremst wurde. Auch bei dieser Funktion wurde die Steuerleitung zum Anhänger entlüftet und die Abbremsung eingeleitet. 

Bei Faun gab es verschiedene Felgenausführungen, normale Schrägschulterfelgen mit 10 Loch Radbolzenbefestigung, K-Rad Ausführung und Trilex Naben und Felgen.

Das Fahrerhaus war eine Holzkonstruktion, welche mit Blech beplankt war. Es gab zwei Ausführungen: Eine mit flachem Dach sowie eine mit erhöhtem Dach und »Schwalbennest«. Dieses hatte den Vorteil, dass das Schwalbennest so hoch in den Laderaum ragte, dass der Raum unter dem Schwalbennest noch genutzt werden konnte. 

Ab etwa Mitte 1936 brachte Faun ein neues Fahrerhaus mit angeschrägten Frontscheiben heraus. Dieses wirkte etwas eleganter und wurde auch in den beiden oben genannten Versionen angeboten. Im Innenraum war der Faun für heutige Verhältnisse eher spartanisch ausgestattet. Das große Lenkrad ragte am Ende der Welle zum Lenkgetriebe durch die vordere Wand, welche Fahrerhaus und Motorraum trennte, ins Fahrerhaus hinein und war entsprechend groß im Durchmesser. 

Das Armaturenbrett saß etwa mittig unter der Windschutzscheibe im Fahrerhaus und wies die entsprechenden Anzeigen für Öldruck, Luftdruck und Motortemperatur auf. Diverse Schalter für die Beleuchtung und Winker sowie die Glühstartanlage waren im Armaturenbrett installiert. Die Scheibenwischer waren direkt am Holm über der Windschutzscheibe angebracht und wurden dort direkt ein und ausgeschaltet. Man ließ es sich bei Faun nicht nehmen, die Trittflächen von Kupplung und Bremspedal mit dem Faun-Emblem zu verzieren. 

Der Faun L 600 D 67 war weitgehend das gleiche Fahrzeug wie der L 600 D 87. Sie unterschieden sich nur durch den 6 Zylindermotor im L 600 D 67 und 8 Zylindermotor im L 600 D 87, bei dem man den Rahmen nach vorne verlängerte, um den 8 Zylindermotor unterzubringen. 

Durch seine weit über die Vorderachse hinausragende Motorhaube von über 2 m Länge, war der Faun L 600 D 87 einer der imposantesten Lastwagen seiner Zeit. 

Viele Fahrzeuge des Typs L 600, ob als 6 oder 8 Zylinder, verließen nur als Fahrgestell mit Motorhaube die Faun Werke und wurden bei diversen Aufbauherstellern je nach Kundenwunsch mit Fahrerhäusern, Pritschen und Kofferaufbauten sowie Sonderaufbauten versehen. Etwa 1939 wurde die Produktion eingestellt. 

Durch den sogenannten Shell-Plan durfte Faun nur den Dreiachslastwagen L 900 D 567 mit 6 Zylindermotor sowie die ZR Zugmaschine bauen. Einige Faun L 600 überstanden sogar den 2. Weltkrieg und wurden bis in die 50er Jahre zum Teil mit neuen Aufbauten im Transportgeschäft eingesetzt.

 

Verfasser: Dieter Jaspers

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.